Der Versuch eines schwierigen Psychogramms: Die Rede ist von einer psychisch kranken Schwerkriminellen, der ein leichtgläubiger Psychiater mit einem Gutachten den Weg in die Freiheit gebahnt hat, weil er sie für harmlos hält. Sie ist es aber nicht, und die Erzählung schildert, wie die Maske sozialer Anpassung von der Täterin abfällt und sie mit Hilfe eines Messers und einer Blutorange das Vorspiel zu einer neuen grausamen Tat inszeniert, getragen von perverser Lust und von Menschenverachtung.
Das alles ist im Stil eines Hörbuchs verwirklicht, wobei die Sprecherin die ganze Aufmerksamkeit für sich hat, weil die begleitenden Soundeffekte sehr sparsam eingesetzt worden sind.
So sehr die Autoren auch versuchen, sich in die extrem gestörte (wenn auch fiktive) Täterin hineinzuversetzen - es bleibt doch noch ein weiter Weg bis zum Verständnis eines so bizarren Seelenlebens, wo immer wir es finden mögen. Die Anprangerung der Leichtgläubigkeit mancher Gutachter und mancher Entscheidungsträger ist offenbar ein zentrales Anliegen der Autoren.
Manfred Zindel
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